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Siamesische Rüsselbarbe (Crossocheilus siamensis [Smith, 1931])

Einleitung

Die Siamesische Rüsselbarbe wird regelmäßig im Handel angeboten und vor allem als Jungfisch Einsteiger in die Aquaristik als nahezu idealer Algenfresser angeboten. Dabei ist diese Art bei genauer Betrachtung alles andere als geeignet für ein durchschnittlich großes (bis 200 l) Gesellschaftsaquarium, was auf ihr Sozialverhalten und auf ihre Endgröße zurückzuführen ist.

Synonyme

Epalzeorhynchus siamensis Smith, 1931


Größe und Lebenserwartung

Die Siamesische Rüsselbarbe erreicht eine Größe von gut 15 cm. Ihr Alter liegt über 10 Jahre im Aquarium.


Verbreitung und Lebensräume

Südostasien. Kambodscha, Indonesien, Laos, Malaysia.



Haltung

Die aquaristische Haltung dieser Art ist recht einfach. Voraussetzung sind jedoch große Becken, da die Rüsselbarbe durchaus auch im Aquarium Größen von 15-16 cm erreicht. Gut eingewöhnte Tiere sind bei weichem bis mittelhartem, weichem bis leicht alkalischen Wasser gut zu pflegen.
An das Futter stellen sie wenig Ansprüche, sie nehmen willig jedes angebotene Trocken- und Frsotfutter als auch pflanzliche Beikost an. Als Jungfische gehen die Rüsselbarben gerne auch an die frischen Spitzen von Wasserpflanzen und ebenfalls an verschiedene (beileibe nicht alle) Algenarten, weshalb sie unter Mißachtung der Bestimmungen des Tierschutzgesetzes sehr gerne als "Algenfresser" verkauft wird.

Es sei erwähnt, daß die Rüsselbarbe im Alter alles andere als ein guter Algenfresser ist, sie neigt dann eher zum Allesfresser, der sich an jedem gebotenen Futter schadlos hält.


Sozialverhalten

Das Sozialverhalten ist schon deutlich komplizierter. Als Jungfische bis Größen von etwa 6 cm sind sie sehr gesellig und untereinander und gegen andere Fische friedliche Tiere. Sie sind dann den ganzen Tag mit der Nahrungssuche und -aufnahme beschäftigt, man kann es gut mit der Metapher umschreiben, möglichst schnell wachsen, bevor man gefressen wird, alles andere ist zweitrangig.

Im Alter, spätestens mit der Geschlechtsreife, jedoch ändert sich wie bei vielen anderen Wirbeltieren das Verhalten grundsätzlich. Sie werden dann manchmal revierbildend, untereinander unverträglich und es kommt dann oft zu Hilferufen verzweifelter Aquarianer, die die Tiere als rauflustig und unverträglich dann gerne loswerden wollen. Der Hintergrund für diese Verhaltensänderung liegt in der Ethologie sehr vieler Wirbeltiere und sei daher hier exemplarisch wiedergegeben:

Aggressionen im Aqurium gehen daher immer und ohne Ausnahme auf zu kleine Becken und zu geringe Raumaufteilung zurück. Sind die Becken ausreichend groß, um die Grundbedürfnisse zu erfüllen, kommt es selbst bei streitlustigen Arten wie Feuerschwanz zu Nachzuchten (wenn auch eher zufällig). Das zeigt aber, das es prinzipiell geht.

Territoriale Arten wie die genannten haben im Schnitt dann auch noch eine höhere Lebenserwartung, die dürfte bei den Rüsselbarben locker bei 8-10 Jahren liegen, da dieses Verhalten einerseits eine gewisse Intelligenz voraussetzt (also höhere Entwicklung der geistigen Fähigkeiten), andererseits mit geringerer Reproduktion, also weniger Nachkommenschaft, eng zusammenhängt. Nicht umsonst tritt Brutpflege genau bei territorialen Arten sehr häufig auf.

Dann kommt noch die Verteilung der Aggressionen des alpha und beta Tieres ins Spiel. Habe ich nur einen oder zwei "Prügelknaben", kümmern die mir zwangsläufig und sterben vorzeitig. Je größer die Gruppe, desto mehr verteilen sich die Aggressionen der dominierenden Tiere, da die ja nur einen "Konkurrenten" jagen können. Daraus folgt, daß selbst Arten wie Feuerschwanz, Saugschmerle, Rüsselbarbe locker in Gruppen von 6-10 Tieren gehalten werden können, wenn das Becken ausreichend groß und strukturiert ist. Dieser Gruppenhaltung ist sogar die deutlich bessere als nur 3 oder 4 Tiere, weil halt mehr Tiere an der Verteilung der Aggressionen beteiligt sind.

Aus diesen allgemeinen Ausführungen läßt sich bei der Endgröße von 15-16 cm sehr schnell auf die erforderlichen Beckengröße für die Siamesische Rüsselbarbe (Crossocheilus siamensis) unter der Voraussetzung einer Gruppenhaltung von mehr als 6 Tieren schließen. Die zu empfehlende Größe der Aquarien liegt nicht unter 375 l (Standardbecken von 150 x 50 x 50 cm) bei reichhaltiger Strukturierung.


Geschlechtsunterschiede und Zucht

Geschlechtsunterschiede sind bisher nicht bekannt. Die Zucht im Aquarium ist noch nicht gelungen, man hört zwar gelegentlich von Zufallszuchten, diese sind jedoch wohl bisher nicht entsprechend publiziert.


Verwechslungsmöglichkeiten

Immer wieder taucht in Diskussionsforen die Frage nach der Untescheidung der Siamesischen Rüsselbarbe (Crossocheilus siamensis) von der Schönflossen-Rüsselbarbe (Epalzeorhynchus kallopterus) auf. Bei genauer Betrachtung kann man die Arten gar nicht verwechseln. Das schwarze Band geht bei der Schönflossen-Rüsselbarbe (Epalzeorhynchus kallopterus) bis zur Gabelung der Schwanzflosse, zudem ist diese Art meist kräftiger (etwas dunkler bis ins beige oder leicht rötliche gefärbt), hat in der Rückenflosse und der Afterflosse dunkle Markierungen, die Vorderränder zumindest der Bauch- und der Afterflossen sind weißlich gesäumt und die Art hat zwei Paar Oberlippenbarteln. Die Siamesische Rüsselbarbe (Crossocheilus siamensis) ist insgesamt etwas heller, hat transparente Flossen und das schwarze Band geht sich verjüngend in die Schwanzflosse hinein; sie hat nur ein Paar Oberlippenbarteln.

Im Mergus Atlas Band 1, S. 419 ist auf der unteren Abbildung eine Art wiedergegeben.


Gefährdung

Nicht gefährdet nach IUCN Red List.


Besondere Anmerkungen

Keine.


Literatur:

Riehl, R. & Baensch, H. (2001): Mergus Aquarienatlas, Band 1, 13. Auflage 2001.- Melle (Mergus Verlag). ISBN 3-88244-065-1

Rüsselbarben, Unterscheidungen von Bernd Kaufmann.


Copyright:

Text: Dr. Ralf Rombach (2004).
Foto: Thomas Pake.


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