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Skalar, Segelflosser (Pterophyllum scalare [Lichtenstein, 1823])



Einleitung
Vom Skalar, einem der beliebtesten und weit verbreiteten Fische in Aquarien gibt es eine ganze Reihe von Zuchtformen und Varietäten. Daneben existieren aber auch in der Natur aufgrund seiner weiten Verbreitung verschiedenen Formen, über deren taxonomischen Status bisher noch nicht allzuviel bekannt ist wie beispielsweise die Manacapuro-Rotrückenskalare oder die Skalarformen aus Guyana oder dem mittleren Rio Negro. Es erscheint daher derzeit angebracht, anstatt von der Art Pterophyllum scalare eher von einem Formenkreis nah verwandter Taxa zu sprechen. Die Zukunft wird zeigen müssen, was tatsächlich als selbstständige Arten anzusprechen ist und was eher in einen variablen Formenschwarm von Pterophyllum scalare gehört.

Unabhängig davon sind Skalare einerseits gut zu pflegende Fische, wenn man Rahmenbedingungen einhält, andererseits sind sie als Buntbarsche dann doch wieder nur bedingt geeignet für viele Gesellschaftsaquarien.




Das Bild, das mir von Tobias Moeser (http://www.tobias-moeser.de) zur Verfügung gestellt wurde, entstand im Aquarienverein Bad Neuenahr-Ahrweiler in der dortigen Dauerausstellung. Es zeigt im Vordergrund einen Wildfang-Skalar vom Rio Branco mit einer deutlich ausgebildeten Sattelnase und als besonderes Merkmal den roten Punktmerkmalen im Rückenbereich. Im Hintergrund ist ein sehr altes weibliches Tier eines Aquarienzuchtstammes zu sehen, bei dem die Ausbildung der Sattelnase vollkommen fehlt. Beide Tiere spiegeln sich rechts in der Seitenscheibe des Aquariums.

Größe und Lebenserwartung
Man kann je nach Form eine Endgröße inkl. Schwanzflosse von bis zu 15 cm annehmen, die Körperhöhe hängt entscheidend davon ab, ob es sich um einen aquaristischen Zuchtstamm (meist geringere Körperhöhe) oder um Wildfänge oder wildnahe Stämme handelt. Bei letzteren sind inkl. Beflossung durchaus bis zu 26 cm Höhe erreichbar, wobei solche Tiere prächtige Exemplare wären. Aquaristische Zuchtstämme, insbesondere die vielen Zuchtvarietäten erreichen meist nicht mehr als maximal 20 cm Höhe.

Die Lebenserwartung liegt in Gefangenschaft bei etwa 10-12 Jahren.

Verbreitung
Weit verbreitet entlang des Amazonas und nördlicher sowie südlicher Nebenflüsse von Guyana bis nach Peru. Rio Ucayali, Rio Xingu (Brasilien), Rio Negro (Brasilien), Rio Oyapock (Französisch-Guyana), Rio Essequibo (Guyana).

Haltung
Die Haltung ist eigentlich einfach, wenn einige Rahmenbedingungen stimmen.

Als erstes ist die Endgröße der Tiere zu berücksichtigen. Bei bis zu 15 cm Körperlänge und 26 cm maximaler Höhe braucht man schon sehr große und vor allem hohe Becken, um die Tiere artgerecht halten zu können. Geht man von einer groben Regel der zehnfachen Körperlänge als Beckenlänge, der vierfachen Körperlänge als Beckentiefe und der zweifachen Körperhöhe als Freiwasserraum aus, wäre ein Becken für die größeren Skalare von 150 x 60 x 60 durchaus angebracht. Andererseits bei tatsächlich kleiner bleibenden Aquarienzuchtstämmen ist ein Haltung durchaus in einem 200 x 40 x 50 Becken (= 200 l) denkbar, dennoch wäre auch hier eine Beckentiefe von 50 cm immer vorzuziehen.

Fast noch wichtiger in der Betrachtung der absoluten Mindestbeckengröße für Skalare sind weitere Faktoren wie die Beckeneinrichtung, d.h. die Strukturierung des Beckens, der Gesamtbesatz in Art und Menge, die Anzahl der zu pflegenden Skalare und besonders ihr Sozialverhalten als Einzeltier oder als Gruppe. Man merkt aus dieser Aufzählung sehr schnell, daß es keine einfache Antwort auf die Frage der Mindestbeckengröße gibt, wobei ich persönlich die 200 l Standardbecken als unterste Grenze für 1 Paar Skalare ansehe. Aber auch hier gibt es keine letztendliche Gewähr. Weitere Erläuterungen dazu unter Sozialverhalten.

Bezüglich der Wasserwerte ist Pterophyllum scalare eher tolerant und erträgt auch mittelhartes und leicht alkalisches Wasser, dennoch sollte für eine artgerechte, am Tier ausgerichtete Haltung das Wasser weich sein mit einer Gesamthärte bis etwa 6 und einer Karbonathärte von etwa 4 und der pH-Wert dauerhaft unter 7 gehalten werden. Die Art benötigt sauberes Wasser, ausreichende, regelmäßige Wasserwechsel sind für das Wohlbefinden von Vorteil. Torfzusätze oder Seemandelbaumblätter als auch trockenes Eichen- und Buchenlaub fördern das Wohlbefinden und die Gesundheit der Tiere.

Bezüglich der Haltungstemperaturen ist der Skalar ein durchschnittlicher südamerikanischer Buntbarsch. Temperaturen um 25-26° sind ausreichend, wobei Schwankungen von 23-32° durchaus im Jahresverlauf auftreten können und mühelos toleriert werden, soweit bei den höheren Temperaturen die Sauerstoffsättigung des Wassers ausreichend ist. Es liegen unveröffentlichte Beobachtungen von Skalar Biotopen während der Trockenzeit in Restgewässern mit Temperaturen bis nahe 40° vor (Dr. Junk, brfl. Mitt.), was die enorme Bandbreite der Temperaturen zeigen soll.

Die Bepflanzung des Beckens ist eher zweitranging, jedoch benötigen die Tiere Versteck- und Rückzugsmöglichkeiten zwischen senkrechten Strukturen im Becken. Dichte Bestände von Vallisnerien oder Amazonas-Pflanzen und zusätzlich senkrechte ins Becken eingebrachte Holzstrukturen bieten den Tiere ausreichend Rückzugsmöglichkeiten. Wichtig sind ähnlich wie beim Hohen Segelflosser (Pterophyllum altum) als auch beim Diskusbuntbarsch (Symphysodon aequifasciata und S. discus) freie Rückzugsmöglichkeiten in hintere geschützte Beckenbereiche, die die Tiere vor allem bei Gefahr sofort aufsuchen.

In der Ernährung sind sie eher wenig wählerisch, dennoch bevorzugen sie eindeutig größeres Lebendfutter und Frostfutter, insbesondere schwarze und weiße Mückenlarven sowie Artemia und ähnlich große Krebse. Wildfänge gehen zwar auch an Flockenfutter und Tabletten, die sie durchaus ganz verschlingen, oft spucken sie dieses Futter aber wieder aus. Es kann durchaus vorkommen, daß die Tiere zusätzlich pflanzliche Nahrung aufnehmen. Eigene Beobachtungen liegen bei Wasserlinsen und Fadenalgen vor, die gerne, wenn auch nicht regelmäßig, genommen werden. Wildfang-Skalare, wie ich sie pflege (Rio Negro, Rio Xingu und Guyana) sind und bleiben Raubfische. Auch wenn sie eine gewisse Zeit benötigen, um sich an die jeweiligen Becken und Pflegegewohnheiten zu gewöhnen, mit der Zeit versuchen sie fast immer, kleinere Fische zu jagen und sie haben meist Erfolg. Die von mir gepflegten Wildfang-Skalare jagen Guppies als auch Salmler bis etwa 3 cm Größe, wobei auch schnelle und schwimmaktive Arten wie der Schrägschwimmer (Thayeria boehlkei) selbst von dreiviertel ausgewachsenen Skalaren erfolgreich erbeutet werden. Dies muß man bei der Vergesellschaftung von Skalaren mit anderen Fischen beachten; eine Vergesellschaftung mit kleineren Salmler, Barben, Bärblingen und Lebendgebärenden scheidet bei Wildfang-Skalaren aus. Wie sich die verschiedenen Zuchtstämme verhalten, kann ich aus eigener Erfahrung nicht beurteilen, letztlich ist es eine Frage der Größe des Skalars als Räuber, der Größe der Beutefische und auch der Wendigkeit der Skalare. Schleierzuchtformen mit stark verlängerten Flossen sind da aufgrund geringerer Wendigkeit im Nachteil gegenüber normal beflossten Formen.

Sozialverhalten und Geschlechtsunterschiede
Skalare sind und bleiben Buntbarsche. Buntbarsche sind fast grundsätzlich in der Fortpflanzungszeit territoriale Arten, d.h. es kommt zu Rivalitäten zwischen sich absondernden Paaren und anderen Tieren der Gruppe.

In der Jugendzeit vor der Geschlechtsreife sind die Tiere in größeren Gruppen organisiert, worauf man bei einer artgerechten Haltung achten sollte. Ideal wären daher Gruppen von etwa 8 Jungtieren. In dieser Phase ihrer Entwicklung geben die Gruppen den einzelnen Tieren Schutz vor Freßfeinden (in der Natur) und sie stehen sehr oft zusammen. Andererseits erlernen die Tiere beim Heranwachsen ihr artspezifisches Verhalten in Form von Abgrenzung, den ganzen Kommunikationsformen (Dominanz-, Unterwürfigkeitsverhalten, Maulzerren). Selbst kleine Skalare von nur 6-8 cm Höhe üben sich in diesen Verhaltensweisen ausdauernd im Becken. Man wundere sich also nicht, wenn in einer Gruppe mit Jungskalaren ebenfalls Rivalitätsmuster auftreten, in aller Regel bei ausreichenden Ausweichmöglichkeiten sind diese Verhaltensweisen ungefährlich.

Mit Eintritt der Geschlechtsreife ändert sich dieses Verhalten deutlich. Es kommt zur Paarbildung, die dann innerhalb des Beckens Reviere abgrenzen und diese dann vor allem während der Laichperioden intensiv und aggressiv verteidigen. Die Größe des Reviers ist dabei der für die Vergesellschaftung dann dominierende Faktor. Man kann grob aus eigenen Beobachtungen in einem 1.400 l fassenden Becken ein Revier mit einer Radius von 50 cm bei freier Sicht ohne die Sicht trennenden Barrieren annehmen, das entspricht dann schnell einem Durchmesser von 100 cm für ein Revier. Spätestens dann ist der Punkt erreicht, wo ein 200 l Standardbecken nur noch und so gerade für ein harmonisierendes Skalarpaar ausreicht. Weitere Skalare haben in einem solchen Becken meist keine Überlebenschance mehr und werden permanent gejagt und verbissen. Berücksichtigt man die Reviergrößen und setzt sie, entsprechende Sichtbarrieren vorausgesetzt, mit nur 80 cm Durchmesser an, so wäre für zwei Paare von Skalaren ein Becken mit den Maßen 160 x 60 x 50 cm (Länge, Tiefe, Höhe) als untere Grenze zu definieren. Dies ist keine Untertreibung. In dem erwähnten 1.400 l Becken in der Dauerausstellung im Aquarienverein Bad Neuenahr-Ahrweiler leben 5 Wildfang-Skalare, bei diesen sind diese Reviergrößen und das Sozialverhalten deutlich erkennbar. Zwar widerspricht die paarweise Haltung in ihren Grundzügen dem Sozialverhalten der Tiere, da sie außerhalb der Fortpflanzungsperioden gruppenorientiert sind, für eine tierschutzgerechte Haltung sind die entstehenden Rivalitäten allerdings unbedingt zu berücksichtigen.

Insofern wäre die Beckengrößen als Nachtrag wie folgt anzusetzen:

  1. Die Aufzucht von Jungskalaren sollte in Gruppen erfolgen, sie kann durchaus in kleineren Becken von 200 l Volumen mit 8 Tieren erfolgen. Zu dieser Zeit lernen die Skalare die arttypischen Verhaltensweisen, die vermutlich für eine spätere natürliche Zucht von Bedeutung sind.


  2. Mit Beginn der Geschlechtsreife ändern sich die Erfordernisse an das Hälterungsbecken. Um die Gruppe von 8 Tieren erfolgreich weiter zusammen pflegen zu können, sind dann deutlich größere Aquarien ab 160 cm Kantenlänge und 60 cm Tiefe erforderlich. Ansonsten kommt es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu Ausfällen durch Verletzungen oder Unterdrücken schwächerer Tiere.


  3. Sind größere Becken nicht verfügbar, reicht ein 200 l Standardbecken für 1 harmonisierendes Paar. Als Alternative sollte man Würfelaquarien in Betracht ziehen. Für ein Paar von Pterophyllum scalare wäre ein Würfel mit 50, besser 60 cm Kantenlänge ausreichend.

Wie schon erwähnt sind bei Wildfang-Skalaren kleinere Beifische mit unter 3-4 cm Größe ungeeignet und können mit der Zeit als Nahrung angesehen werden. Die Vergesellschaftung mit etwas größer werdenden oder hochrückigen Arten wie Kirschflecksalmlern, Schmucksalmlern, Trauermantelsalmler, Rotblaue Kolumbiensalmler ist problemlos. Ebenso gut geeignet sind Panzerwelse (Corydoras, Brochis) und kleinere und mittelgroße Harnischwelse. Abraten würde ich grundsätzlich von der Vergesellschaftung mit größeren Harnischwelsen, insbesondere Weidegängern oder Holzfressern wie beispielsweise Panaque nigrolineatus. Bei diesen kann es vorkommen, daß sie sich nachts an den senkrecht ruhig im Wasser stehenden Skalaren ansaugen und diese dabei verletzten können. Auch wenn dieses vermutlich nicht allzu häufig geschieht, sind mir wiederholt schon Skalare und Diskusbuntbarsche mit derartigen "Fraßspuren" begegnet.

Sichere äußerlich sichtlich erkennbare Geschlechtsunterschiede sind "allgemein" nicht bekannt. Die Angaben zum tieferen Stirnbuckel bei den männlichen Tieren können so nicht bestätigt werden. Die sichere Unterscheidung ist nur an der Genitalpapille möglich. Trotzdem ist eine Einschränkung erforderlich, da es anscheinend doch bei ausgewachsenen Wildfängen sekundäre Geschlechtsmerkmale geben könnte. Genaueres müßte noch untersucht werden (s. auch Zucht).

Zucht
Die Zucht der Skalare ist im Prinzip nur eine Frage der Zeit. Irgendwann grenzt sich aus einer Gruppe zusammen aufgewachsener Skalare ein Paar zunehmend ab, besetzt ein Revier im Becken und verteidigt dieses gegen andere Individuen. Reviermittelpunkt bildet in aller Regel der spätere Eiablagestandort. Bei ausreichend großen Becken empfiehlt es sich, emers wachsende Echinodorus zu verwenden wie beispielsweise Echinodorus cordifolius. Submerse Blätter dieser Pflanze werden gerne als Laichsubstrat angenommen. Die Laichvorbereitung beginnt mir einem gründlichen Putzen des Laichsubstrates, wenig später werden die Gelege dort abgesetzt. Skalare sind Offen-Substrat-Brüter in Elternfamilie. Ein Elternteil kümmert sich um das Gelege, steht darüber, befächelt das Gelege mit den Brustflossen mit Frischwasser, pickt ab und an den Eiern, gut pflegende Skalare entfernen sogar sich nicht entwickelnde, verpilzende Eier aus dem Gelege. Der andere Partner ist für die Revierverteidigung zuständig. Die Larven schlüpfen je nach Temperatur nach 24-36 h (bei 26-30 °C). Dabei werden die Larven von den Eltern oft aus den Eihüllen gekaut und wieder auf das Blatt gespuckt, wo sie an Fäden haften bleiben. Die Larven schwimmen nach 4-5 Tagen frei, werden dann von den Eltern geführt und nehmen dann direkt die Nauplien des Salinensalzkrebses (Artemia salina) an.

Immer wieder liest man von Zuchtproblemen bei Skalaren, vor allem das Fressen des Geleges kurz oder länger nach dem Ablaichen. Es wird dann Separataufzucht empfohlen, d.h. die Blätter mit den Eiern werden entfernt, in ein eigenes kleines Aquarium eingebracht, dort in einen sanften Wasserstrom, z.B. durch eine Durchlüfterstein gehängt und es erfolgt die von den Eltern getrennte Aufzucht. Dabei entgeht den Larven und Jungfischen die erste Phase der Brutfürsorge und der Kommunikationsmittel zwischen Eltern und Larven. Inwieweit diese separierte Aufzucht verhaltensphysiologische Fehlfunktionen auslöst, sei vorerst dahin gestellt. Hier müßte ich erstmal in der ethologischen Literatur nachlesen, ob es entsprechende Untersuchungen gibt.
Viel wichtiger in dem Zusammenhang der Störungen der Brutpflege scheinen mir andere Faktoren zu sein. Als erstes ist das Brutpflegeverhalten zwar im Grundsatz angeboren, wird also vererbt, der genaue Stadienablauf muß aber zumindest z.T. erlernt werden. Ich habe wiederholt brütende Skalarpaare beobachten können, bei denen man den Eindruck hatte, sie wüßten nicht, was sie nun mit dem Gelege anfangen sollten und schwammen etwas ratlos davor, wobei das Befächeln des Geleges garantiert ein angeborenes Verhaltensmuster ist. Oftmals zeigt sich dann im Laufe der Zeit oder genauer Anzahl der Gelege, daß sie zunehmend sicherer werden im Umgang mit Eiern und jungen Larven.
Ein zweiter wichtiger Faktor ist der Besatz des Beckens. Trotz gutem Brutpflegeverhalten und ausgeprägter Territorialität haben Skalare in zu dicht, vor allem mit räuberischen, kleinen Salmler besetzten Becken, Probleme, die zahlreichen Freßfeinde der Larven vom Gelege fernzuhalten. Bevor die eigene Brut als Nahrung für andere dient, wird sie dann oftmals von den Elterntieren selber gefressen.

Der zweite, in meinen Augen wichtigere Punkt allerdings, erscheint mir die Prägung der Jungskalare im Jugendalter zu sein. Beobachtet man Skalare von 4-8 cm Höhe in Gruppenhaltung, so kann man ganz deutlich kleinere Rangeleien, Beissereien, Revierübungen, Maulzerren und weiteres beobachten. Ein Teil dieser Verhaltensmuster ist aber kein jugendliches Repertoir, sondern hat klare Funktionen in der Fortpflanzungsethologie. Ich vermute daher derzeit mehr und mehr, daß Störungen in der Brutpflege später ihre Ursachen letztlich in unzureichender Sozialprägung im Jugendalter haben. Ausgangspunkt für diese Überlegungen sind meine derzeit acht Jungskalare aus Guyana, die in einem Becken alleine mit Panzerwelsen ohne weiteren Besatz aufwachsen, wo diese jugendlichen Rangeleien sehr deutlich ausgeprägt sind. In dicht besetzten und zu kleinen Gesellschaftsbecken wird Gruppenhaltung von Jungskalaren kaum durchgeführt. Dies ist derzeit nur eine These, die sich auf einigen Beobachtungen stützt, letztlich wären da verhaltensbiologische Untersuchungen etwa im Umfang einer guten Diplomarbeit oder Dissertation (mit entsprechendem Vorlauf der Aufzucht und Voruntersuchungen) erforderlich, um hier weitergehende Erkenntnisse zu erhalten.

Ein dritter Punkt soll zumindest für die zahlreichen Zuchtvarianten angesprochen werden. Vielen dieser Zuchtformen fehlen die senkrechten Längsbinden und auch die Fähigkeit, den Hinteraugenfleck als Erregungsmerkmal auszubilden, ist entweder nicht ausgebildet (bei halbalbinotischen Formen oder Goldskalaren) oder sie ist durch schwarze Farbmerkmale überlagert (schwarze Skalare, marmorierte Skalare). Diesen Tieren fehlt ein Teil ihrer innerartlichen Kommunikationsmöglichkeiten, sie haben sozusagen Störungen in der Sprache der Skalare. Spekulativ ist es daher natürlich naheliegend, Funktionsstörungen in der Brutpflege mit eingeschränkter Kommunikationsfähigkeit zu koppeln, ob dies tatsächlich aber so ist, soll derzeit besser offen bleiben.

Besondere Anmerkungen
keine

Verwechslungsmöglichkeiten
Die Gruppe der Skalare aus dem Komplex von Pterophyllum scalare setzt sich offensichtlich aus mehreren Arten zusammen. Ohne laufenden Arbeiten vorgreifen zu wollen, ist die Ausgliederung mehrerer, zwar sehr nah verwandter Arten zu erwarten. Dies wird aus aquaristischer Sicht für eine wildstammnahe Erhaltungszucht von Bedeutung sein, da Kreuzungen zwischen den nah verwandten Formen heute schon vorkommen. Den Haltern und Züchtern von Wildfängen ist daher besondere Obacht auf die Vermeidung von Kreuzungen von Skalaren verschiedener Herkommensgebiete zu empfehlen, bis die erforderliche Revision des Pterophyllum scalare-Komplexes Licht in die verwandschaftlichen Beziehungen bringt.

Literatur:
Sterba, G. (1990): Süßwasserfische der Welt. - Stuttgart (Verlag Eugen Ulmer). ISBN 3-332-00109-4

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R. Rombach (Rech).
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