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Buntbarsche (Cichlidae)

Diskusbuntbarsch (Symphysodon aequifasciata Pellegrin, 1904 und Symphysodon discus Heckel, 1840)

Einleitung

Internetseiten über Diskusbuntbarsche gibt es ebenso wie Sand am Meer wie gedruckte Publikationen. Warum also eine weitere schreiben, zumal es berufenere Aquarianer gibt, die sich besser mit den Tieren auskennen als ich ?

Über kaum einen Fisch wie den "einstigen König Amazoniens" wird so viel publiziert wie über den Diskus. Es gibt mit Ausnahme der Zuchtformen des Goldfische (Carassius auratus), des Karpfens (Cyprinus carpio), des Kampffisches (Betta splendens) und der von Natur aus schon sehr variablen Lebendgebärenden der Familie Poeciliidae kaum noch einen weiteren Fisch, der in Hochzuchtlinien mit diversen Farbschlägen gezüchtet wird mit immer neuen Farbvarianten. Kaum ein Fisch macht in der Dauerhälterung nach der Menge und Inhalten der Publikationen jedoch soviele Probleme wie der Diskusbuntbarsch. Es stellt sich gerade bei letzterem die Frage nach den Ursachen für die Pflegeprobleme.

Dieser Bericht soll daher nicht eine weitere Publikation im klassischen Sinne sein, sondern auf die "art- und tiergerechte" Haltung von wildstammnahen Diskusbuntbarschen im Aquarium eingehen. Mit wildstammnah meine ich einerseits Wildfänge, von denen ich mittlerweile 7 pflege als auch Nachzuchten von Farbschlägen, wie sie in der Natur vorkommen mit der Ausnahme eines von mir gepflegten Flächentürkis-Diskus (s. Bild). Mit Aquarium ist hier ein eingerichtetes Becken mit Bodengrund und Bepflanzung gemeint und nicht sterile oder semisterile Aquarien mit einer Minimalausstattung.

12 Jahre alte Dame eines Flächentürkises

Taxonomie und Synoyme

An dieser Stelle wird nicht die Liste der Synonyme der beiden Diskusarten gebracht, sondern hierzu nur auf http://www.fishbase.org verwiesen. Dort sieht man schnell anhand der Namen, daß es eigentlich keine Synonyme gibt, sondern nur "Unterarten", die als Synonyme gehandhabt werden. Zu dem Versuch die natürlichen vorkommenden Farbschläge als Unterarten zu fassen, sei nur angemerkt, daß dies kein primär taxonomisches Problem darstellt, da die Verbreitung der Farbschläge auch natürlichen Schwankungen unterliegt und man bei genauer Analyse zu der Auffassung kommen muß, das der Diskusbuntbarsch aufgrund seiner weiten Verbreitung zu lokalen Rassenbildungen neigt.

Interessanter ist eher die Frage, ob Symphysodon aequifasciata und Symphysodon discus zwei gute Arten im Sinne der Taxonomie sind. Meine persönliche Auffassung ist die, daß, wenn man eine weitere Untergliederung der Diskusbuntbarsche unternimmt, nur von einer Art auszugehen hat, die dann Symphsodon discus Heckel, 1840 hieße und diese Art dann in zwei Unterarten, wenn überhaupt unterteilen kann: Symphysodon discus discus Heckel, 1850 und Symphysodon discus aequifasciata Pellegrin, 1904. Eine endgültige Klärung wird allerdings eine Revision der beiden Arten erfordern unter Berücksichtigung eines großen Typenmaterials mit entsprechenden statistischen Auswertungen meristischer Merkmale.

Größe und Lebenserwartung

Bis etwa 20 cm, wildnahe Formen bleiben mit bis 18 cm meist etwas kleiner. Die Art kann durchaus 13 Jahre und mehr im Aquarium alt werden.

Verbreitung

Weit verbreitet entlang des Amazonas grob etwa von den Ostabhängen der Anden (ab Regenwald-Tiefland) bis nach Belem zur Mündung des Amazonas in den Atlantik einschließlich der nördlichen und südlichen Nebenflüsse. Der Heckel-Diskus (Symphysodon discus) schwerpunktartig im Bereich des Rio Negro.

Haltung

Der Diskusbuntbarsch ist ein Fisch wie jeder andere auch. Es gibt in der Haltung erheblich schwierigere Arten als gerade der Diskus. Dennoch stellt er Ansprüche an seinen Lebensraum, im Ersatz der künstliche Biotop Aquarium, die zu erfüllen sind, wenn es nicht auf Dauer zu Problemen kommen soll. Dazu gehören:

  • Wasserwerte
  • Nahrung
  • Soziale Struktur der Gruppe
  • Beckengröße
  • Beginnen wir mit den Wasserwerten, so ist als erstes festzuhalten, daß der Diskusbuntbarsch ein Weichwasserfisch war, ist und bleibt. Er hat zwar auch hier höhere Toleranzen als manch andere amazonische Fischart, für eine artgerechte Dauerhälterung sollten jedoch eine Karbonathärte von 1-2, eine Gesamthärte von 4-6 und vor allem ein pH-Wert von maximal 6,5 nicht überschritten werden. Dies entspricht bei nicht nachweisbaren Verunreinigungen von Nitrat- und Phosphatsalzen einem Leitwert von maximal etwa 200 µS/cm. Höhere Werte werden zwar durchaus toleriert, können aber in Dauerhälterung als einer der Stressfaktoren, die auf das Tier einwirken, zu Problemen führen. Angaben, wie man sie öfters liest, "Haltung bei Leitungswasserwerten" sind genauso unbrauchbar wie Dauerhälterungen bei einer Gesamthärte von 12 und mehr und neutralem bis alkalischem pH-Wert.

    Die Nahrung ist der zweite Problemkreis in der Diskuspflege. Die natürliche Nahrung besteht aus Würmer, Insektenlarven, Kleinkrebsen und einem mehr oder weniger hohen, aber stark schwankenden Anteil pflanzlichen Materials und vor allem Detritus. Gerade letzteres läßt sich sehr gut aus dem Verhalten bei der Nahrungssuche erschließen, dem ruhigen Absuchen des Bodens und dem "Aufblasen" von Mulmpartikeln am Boden und dem gezielten Picken. Dazu folgender Exkurs: Als ich vorletztes Jahr nach annähernd 15-jähriger Pause wieder, mehr ungewollt, in die Diskuspflege einstieg, begann ich mit drei adulten Nachzuchttieren. Diese gingen über 3 Wochen lang an keine angebotene Nahrung, doch sah ich sie nach einigen Tagen eifrig den reichlich im Becken vorhandenen Mulm absuchen, wobei sie auch regelrecht immer wieder den Mulm durchkauten. Die Tiere magerten während dieser Zeit kein Stück ab, eher machten sie einen gesunden, vitalen Eindruck. Nach etwa 3 Wochen begann dann der erste, die angebotene Nahrung anzunehmen, was sehr schnell dazu führte, daß auch die anderen beiden das Futter nicht mehr verweigerten.

    Die Tiere erhalten bei mir ausschließlich Lebend- und Frostfutter in etwa in folgender Reihenfolge der Häufigkeit: Mysis, Artemia, Moina, weiße Mückenlarven, schwarze Mückenlarven, kleiner Krill und ab und an rote Mückenlarven (ausgesuchter Qualität) - letzteres nur als Frostfutter. Die Futtermenge bei meinen adulten Tieren ist insgesamt eher knapp, sie erfolgt einmal täglich seit nunmehr mehr als 1,5 Jahren. Dazu nehmen die Tiere, sowohl die Nachzuchten als auch die nunmehr mitgepflegten Wildfänge, Detritus und Mulm in wechselnden Anteilen auf.

    Betrachtet man dieses Futter genauer, so fällt ein hoher Anteil nicht (Chitin) oder kaum verdaulichen Materials (Crustaceen-Panzer) auf. Dies sollte bei der Wahl von Ersatzfutter unbedingt berücksichtigt werden. Rinderherzmischungen, auch wenn sie mit Spinat oder Fischfilet angereichert sind, vor allem in größeren Mengen, ist eines der Hauptprobleme, mit welchem Diskushalter immer wieder konfrontiert werden. Auch die reine Verfütterung von Diskus-Trockenfutter ist, wenn es nicht entsprechend reich an Ballaststoffen ist, in meinen Augen ungeeignet, obwohl mir hier ausreichende eigene Erfahrungen fehlen. Garnelenmixmischungen, unabhängig von selbst hergestellt oder käuflich erworben, hingegen, ist in meinen Augen durchaus ein geeignetes Ersatzfutter.

    Bevor man sich der Beckengröße und der Einrichtung zuwendet, ist ein Blick auf das Sozialverhalten und die soziale Struktur der Gruppe erforderlich.

    Der Diskus ist und bleibt ein Buntbarsch mit allen Vor- und Nachteilen. Er ist alles andere als ein friedlicher Fisch, wobei er keineswegs ein Raubfisch im klassischen Sinne ist. Im Unterschied zum natürlichen Lebensraum wird der Diskusbuntbarsch im Aquarium natürlich ohne "natürliche Feinde" beispielsweise Cichla ocellaris oder große Raubwelse aus der Familie der Pimolodidae gehalten. Feinddruck als eine sozialisierende Komponente fällt daher aus und andere Verhaltensmuster werden stärker ausgeprägt. Obwohl der Diskus gegenüber anderen südamerikanischen Buntbarschen Reduktionen am Verhaltensmuster aufweist, hat er ein ausgeprägtes Sozialleben nach klassischem alpha-Muster. Wie die hinsichtlich ihrer Ökonischen ähnlichen Skalare (Pterophyllum spec.) lebt der Diskusbuntbarsch als Jungfisch in größeren Gruppen zusammen. Diese Gruppenstrultur wird, wenn auch hinsichtlich der Anzahl der beteiligten Tiere reduziert, als erwachsener Fisch beibehalten, nur während der Fortpflanzungsperioden grenzen sich Paare ab, besetzen Reviere und verteidigen diese mit dem Zentrum Laichplatz gegen Eindringlinge.

    Die entscheidende Frage für die Gefangenschaftshaltung wird daher sehr schnell die Größe und der soziale Aufbau der Gruppe. Diskus in Einzelhaltung ist genauso ungeeignet, da den Tieren wichtige soziale Reize fehlen (sie kümmern und machen den Eindruck von Langeweile) wie Diskus in paarweiser Haltung oder in Kleingruppen bis zu 5 Tieren. Diese Grenzen gehen auf meine persönlichen Erfahrungen mit Diskusbuntbarschen zurück. Bei Gruppenhaltung von 3-5 Tieren entwickelt sich sehr schnell eine Art Hackordnung aus mit wenigen dominanten Tieren und mindestens 1, oft sogar 2 unterlegenen Tieren, die regelmäßig aus der Gruppe verbissen werden. Dieses Ausgrenzen findet hauptsächlich während und nach der Fütterung statt, wenn noch Futterreste im Aquarium auf dem Boden verbleiben. Dann kann man sehr gut die Territorialität der dominanten Tiere beobachten, die gezielt die Nahrungsaufnahme der unterlegenen Tiere zu unterbinden trachten. Plötzlich werden die Faktoren Beckengröße, die Rückzugsmöglichkeiten und das Gesamtfutterangebot wichtig. Erhalten die unterlegenen Tiere keine ausreichenden Ruhe-, Rückzugs- und Nahrungsaufnahmemöglichkeiten, reagieren sie schnell mit Nahrungsverweigerung und schon bald darauf mit Anzeichen von weißem, schleimigen Kot (s. Krankheiten). Es sei angemerkt, daß die Tiere individuell sehr unterschiedlich reagieren können. Es gibt von Natur aus agressivere Individuen als auch ruhigere Exemplare.

    Aus meinen Erfahrungen ist die Untergrenze einer Gruppe für die Haltung von Diskusbuntbarschen mit 5 Tieren anzusetzen, eher 6 oder etwas mehr Tiere, unabhängig davon, ob juvenil (jugendlich), subadult (noch nicht geschlechtsreif) oder adult (geschlechtsreif - erwachsen).

    Faßt man diese Punkte alle zusammen, dann kann man sich der erforderlichen Beckengröße für dauerhafte, "tiergerechte" Diskushaltung zuwenden. Aus der Territorialität der Art, den Ansprüchen an die Wasserbeschaffenheit (möglichst weiches, leicht saures und nicht biologisch überbelastetes Wasser) ergibt sich schnell, daß man etwa 80-100 l Nettowasservolumen je erwachsenes Tier anzusetzen hat. Das macht bei 6 Tieren 480-600 l Nettowasservolumen, woraus sich abzüglich Bodengrund, Dekoration und Freiwasserstand zur Beckenoberkante Beckenvolumina von etwa 550 - 700 l ergeben. Das sind Aquarien mit Maßen ab etwa 160 x 60 x 60 cm (Länge x Tiefe x Höhe) Größe als untere Grenze. Wichtig werden in diesem Zusammenhang die Beckenhöhe (Freiwasser) und die Beckentiefe (Raumstruktur). Ähnlich wie bei Skalaren sollte die Beckenhöhe im Freiwasser die doppelte Körperhöhe betragen, das wären 60 cm Beckenhöhe als untere Grenze.
    Noch wichtiger wird hingegen die Beckentiefe. Die Diskusbuntbarsche haben von Natur aus ein hohes Deckungsbedürfnis nach Möglichkeit zwischen senkrecht aufsteigenden Strukturen, dabei spielt es keine Rolle, ob es aufragende Holzwurzeln oder (kalkfreie) Steinaufbauten sind, ersatzweise wird auch dichte aufragende Bepflanzung angenommen. Zu berücksichtigen ist desweiteren im hinteren Beckenteil ausreichend Bewegungsmöglichkeit für die Tiere. Ein freier Schwimmraum hinter den aufragenden Strukturen hat sich bei meinen Diskusbuntbarschen sehr bewährt. Die Tiere können sich dort vor dem Beckenpfleger oder ihnen unbekannten Personen zurückziehen und haben durch diese Strukturierung auch die Möglichkeit, bei innerhalb der Gruppe auftretenden Agrressionen auszuweichen und nicht in einen sozialen Dauerstreß zu verfallen.

    Geschlechtsunterschiede

    Gesicherte sekundäre Geschlechtsmerkmale sind nicht bekannt. Es gibt zwar Hinweise auf eine steiler aufragende Stirn bei männlichen Tieren, mir ist aber die sichere Erkennung der Geschlechter anhand sekundärer Merkmale noch nicht gelungen.

    Zucht

    Zur Zucht möchte ich an dieser Stelle derzeit keine ausführlichen Berichte bringen, meine eigenen Zuchten von Diskusbuntbarschen liegen etwa 15 Jahre zurück und die derzeit von mir gepflegte Gruppe ist, obwohl die Tiere bis auf 2 alle geschlechtsreif sind, in ihrer sozialen Struktur noch nicht ausreichend stabil, was auf Neuzugängen von Wildfängen, die nach mehrmonatiger Quarantäne zur Zeit in ihr neues, dauerhaftes Domizil einziehen, zurückgeht. Regelmäßig laichen bei mir 2 weibliche Tiere auf einer der aufragenden Holzwurzeln ab. Die oben abgebildete Dame des Flächentürkises hat letztes Jahr ebenfalls noch mal mit einem anderen weiblichen Tier abgelaicht.
    Ich möchte daher derzeit insgesamt auf andere Zuchtberichte, die in diverser Literatur und im Internet recherchierbar sind, verweisen.

    Allgemein ist der Diskusbuntbarsch ein Offenbrüter mit Elternfamilie. Die Jungfische schlüpfen nach etwa 50 h (in Abhängigkeit von der Temperatur), nach etwa weiteren 60 h schwimmen sie frei. Dann heften sie sich an die Flossen und Körperseiten der Elterntiere, wo sie sich von einem speziell abgesonderten Hautsekret ernähren. Einige Tage später können die Jungfische mit anderem Futter wie Nauplien des Salinensalzkrebses (Artemia salina) weiter aufgezogen werden.

    Krankheiten

    Über Krankheiten der Diskusbuntbarsche zu schreiben, hieße, ein weiteres Buch über Krankheiten zu erarbeiten. Dies soll nicht Ziel dieser Abhandlung sein, zumal es ausreichend gut bis sehr gute Literatur zu diesem Thema gibt. Auch wenn ich persönlich in manchen (wenigen) Punkten mit den Auffassungen des Autors nicht übereinstimme, sei auf Dieter Untergassers (1998): Gesunde Diskus und andere Cichliden (bede Verlag), Band 1 und Band 2 als erstklassige Literatur hingewiesen. Die bei weitem meisten Krankheitsbilder sind ausführlichst beschrieben und mit guten bis sehr guten Aufnahmen hinterlegt.

    An dieser Stelle möchte ich auf einen Punkt ganz besonders eingehen, da er mir in den allgemeinen Diskussionen um Krankheiten der Diskusfisch zu kurz kommt: Die Abhängigkeit der Erkrankung eines Tieres mit den allgemeinen Umweltbedingungen, unter denen das Tier lebt.

    Zu oft liest und hört man unter Diskushalter folgende Argumentationskette:

    Weißer Kot -> Flagellatenbefall -> Behandlung mit Metronidazol (Antibiotikum)

    Als erstes sei darauf hingewiesen, daß Metronidazol ein verschreibungspflichtiges Medikament ist und in Händen von "Laien", seien sie selbst auch erfahrene pfleger und Züchter nichts zu suchen hat. Die Gefahr der Entstehung von Resistenzen ist bei unkontrollierbarem und oft auch noch falsch dosierten Einsatz von Antibiotika eine zu große, letztendlich auch für den Menschen in letzter Konsequenz, als das diese Vorgehensweise unkritisch empfohlen und weiter verbreitet werden soll. Insgesamt ist die multiple Resistenz gegen Antibiotika bei viel zu vielen Bakterienstämmen, die Zierfische mit sich tragen verbreitet. Auch wenn sie Hauptursachen für die Multiresistenzen nicht in der europäischen Fischhaltung zu suchen sind, sollte dieses Problem nicht verschwiegen werden. Flagellaten gehören zwar nicht zu den Bakterien dennoch sind auch hier und beim Diskus schon gegen Metronidazol resistente Stämme bekannt. Unkontrollierter Einsatz metronidazolhaltiger Medikamente wird nicht nur auf Dauer die effektive Behandlung tatsächlich erkrankter Tiere erschweren, sie wird auf lange Sicht zu einem weit umfassenderen Problem der Hygiene von Mensch und Tier negativ beitragen.

    Die Diagnose weißlicher Kot und der schnelle Rückschluß auf Befall mit Flagellaten ist in meinen Augen viel zu weit verbreitet. Aus eigener Erfahrung mit den von mir gepflegten Tieren als auch Beratung anderer Aquarianer mit ähnlichen Problemen, ergibt sich meist sehr schnell mit wenigen, dann berechtigten Ausnahmefällen, daß die Ursache des Problemes in einem der vier vorgenannten Hälterungspunkte zu suchen ist, meist jedoch sind es Kombinationen zwischen 2 oder 3 Faktoren:

  • Wasserwerte
  • Nahrung
  • Soziale Struktur der Gruppe
  • Beckengröße
  • Der vorrangig und augenfällig wichtigste Punkt ist die Ernährung. Tiere mit Grundnahrung ballaststoffarm, aber dafür eiweißreich neigen sehr schnell zur Symptomatik weißlichen Kot. Oftmals bringt alleine schon die Umstellung der Ernährung gekoppelt mit einer 5-7 tägigen Wärmebehandlung eine Lösung des Problems.

    Der zweite zu berücksichtigende Punkt ist die soziale Stellung des Tieres in der Gruppe und die Beckengröße und die Strukturierung desselben. Zeigt ein dominantes Tier weißlichen Kot oder ist es das omega-Tier in der sozialen Hierarchie ? In letztem Fall wird man auf eine Trennung dieses Tieres von der Gruppe nicht herum kommen, es wird bei dauerhafter Unterdrückung sterben, egal, was man wie medikamentiert.

    Der nächste zu berücksichtigende Faktor ist die Beckengröße und Raumstruktur in Zusammenhang mit der sozialen Integration. Zeigt ein unterlegenes Tier einer 5er Gruppe in einem 200-300 l Aquarium weißen Kot als Symtom, hat auch hier die Behandlung mit einem Antibiotikum keinen tieferen Sinn. Das Tier steht in der Gruppe unter Dauerstress, verweigert oft die regelmäßige Aufnahme der Nahrung und wird aus der Gruppe verbissen. Ohne Änderung dieser Parameter, also vor allem deutliche Vergrößerung des Hälterungsbeckens wird auch dieses Tier mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sterben und nicht - trotz Medikamentierung - gesunden.

    Stimmen die bisherigen genannten Faktoren, also ausreichend ballaststoffreiche Ernährung, soziale Integration und ausreichende Beckengröße, dann hat man als nächstes einen Blick auf die Wasserwerte als vierten entscheidenden Faktor zu werfen. Dauerhaltung bei Gesamthärten über 10 und neutralem bis alkalischem pH-Wert ziehen ebenfalls oftmals Erkrankungen der Tiere nach sich. Oftmals heißt, nicht immer, es ist hingegen viel öfter eine Kombination aus verschiedenen gleichsinnig wirkenden Faktoren.

    Erst wenn diese Faktoren ausreichend gesichert sind, macht eine Analyse in Richtung Behandlung des Tieres weiteren Sinn. Es sei an dieser Stelle jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen, daß eine Behandlung beispielsweise mit Metronidazol ohne gesicherte mikroskopische Analyse des Kotes auf Flagellatenauftreten mehr als fahrlässig ist.
    In bisher zwei Fällen mit weißlichem schleimigen Kot, die bei meinen Diskusbuntbarschen auftraten, brachten mikroskopische Analysen keinen Hinweis auf einen Flagellatenbefall. Beim letzten Tier handelte es sich um einen braunen Wildfang, der in der Gruppe unterlegen war. Er wurde von den anderen Tieren getrennt, ging aber auch dann in Einzelhaltung nicht mehr ans Futter. Erst durch Hinzusetzen zweier weiterer, kleinerer Diskus brachte der "Futterneid" das Tier von heute auf morgen wieder an die Nahrung. Es gesundete zunehmend, die Symptomatik weißlicher Kot verschwand (eine 5 tägige Temperaturerhöhung auf 33 °C wirkte mit Sicherheit unterstützend).

    Besondere (persönliche) Anmerkungen

    In der Einleitung wird der Diskusbuntbarsch als der "einstige König Amazoniens" bezeichnet. Diese abwertende Bezeichnung bezieht sich im wesentlichen auf das, was in den vergangenen Jahrzehnten aus diesem prächtigen südamerikanischen Buntbarsch "gemacht" wurde. Auf Produktivität ausgelegte Zuchten führen nach meiner Einschätzung oftmals zu Änderungen (Abflachungen) der diskusförmigen Körperform. Ob dies an nicht ausreichender Selektion der Zuchttiere liegt oder an unzureichendem oder zu kräftigem Futter bei der Aufzucht, müßte noch diskutiert werden.

    Die oftmals propagierte Haltung und Zucht der Diskusbuntbarsche in Sterilbecken nur mit Erfüllung der Minimalstbedürfnisse (Laichsubstrat Tonvase = Grabvase :-) ohne ausreichende Rückzugsmöglichkeiten, Einhaltung sozialer Gruppenstrukturen, ist in meine Augen ein Verstoß gegen die Bestimmungen des Tierschutzgesetzes

    § 2 TierSchG

    Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat,

    1. muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen,

    2. darf die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden,

    3. muss über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen.

    Gerade die Punkte 2 und 3 werden bei steriler Hälterung in meinen Augen mißachtet.

    Ein weiterer Aspekt sind die im weiteren Sinne flächig rot-orangefarbenen Diskus in verschiedensten Zuchtformen. Dies geht auf eine echte Mutation zurück, die diesen Tieren zum einen die Möglichkeit der Ausbildung ihres dunklen Zeichnungsmusters als wichtiges Kommunikationsmittel nimmt, zum zweiten zeigen viele dieser Zuchtlinien Störungen in der Sekretbildung für die Jungfischernährung. Die Aufzucht mittels Ammentieren oder künstlich hergestellten Sekret ist dann nur eine logische Folge bei der weiteren Zucht dieser Tiere. Dies ist keine grundsätzliche Abwertung derartiger Zuchtstämme um den Marlboro Red oder Pidgeon Blood Kreis. Bei enger Auslegung der Kriterien des

    Tierschutzgesetzes (§ 11b)

    (2) Es ist verboten, Wirbeltiere zu züchten oder durch bio- oder gentechnische Maßnahmen zu verändern, wenn damit gerechnet werden muss, dass bei den Nachkommen

    a. mit Leiden verbundene erblich bedingte Verhaltensstörungen oder erblich bedingte Aggressionssteigerungen auftreten oder

    b. jeder artgemäße Kontakt mit Artgenossen bei ihnen selbst oder einem Artgenossen zu Schmerzen oder vermeidbaren Leiden oder Schäden führt oder

    c. deren Haltung nur unter Bedingungen möglich ist, die bei ihnen zu Schmerzen oder vermeidbaren Leiden oder Schäden führen.

    muß jeder aufgrund des bisherigen Fehlens von Durchführungsbestimmungen, ob die Haltung und weitere Verbreitung derartiger Zuchtformen den Bestimmungen des Gesetzes entspricht oder ob sie überhaupt aus ethischen Aspekten vertretbar ist.

    Verwechslungsmöglichkeiten

    Keine.

    Der Bericht wird bei Bedarf fortgesetzt und ergänzt.

    Links

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    Links zu Webseiten über Diskus gibt es wie Sand am Meer im Internet. Ich möchte an dieser Stelle keine vollständige Liste bringen, sondern nur eine Auswahl Seiten und Diskussionsplattformen.

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